Der jetzige Vorschlag ist durch Personalmangel schwer umsetzbar.
14. entfällt dementsprechend
V-Antrag: | Black Lives Matter - Für konsequenten Antirassismus in Sachsen |
---|---|
Antragsteller*in: | GRÜNE JUGEND Chemnitz (dort beschlossen am: 01.07.2020) |
Status: | Modifiziert übernommen |
Eingereicht: | 01.07.2020, 20:05 |
Schaffung einer hauptamtlichen AntidiskriminierungsstelleAnsprechperson (Sozialarbeiter*in) für Antidiskriminierungsfragen an allen sächsischen Schulen und Hochschulen mit umfangreichen Kompetenzen, die vom
Wahl eine*r Vertreterin aus Studien- oder Schüler*innenschaft in die Antidiskriminierungsstelle.
Antragsteller*Innen:Kassem Taher Saleh, Merle Spellerberg, Jonas Wübbenhorst,
Paula Moser, Nils Rübelmann, Anne Rußeck, Lotta Möller
Der Mord an George Floyd am 25.05.2020 und das gewaltsame Vorgehen gegen die
darauffolgenden Proteste haben wieder gezeigt welche tödliche Gefahr von
Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze ausgeht. Am 12. Juni, nur 3 Wochen
danach, haben weiße Polizisten in Atlanta Rayshard Brook auf der Flucht
erschossen.
Diese Morde stehen beispielhaft für die institutionalisierte Diskriminierung und
Dehumanisierung schwarzer Menschen und entfachen eine neue Welle
antirassistischer Proteste.
Schwarze Menschen verdienen denselben Respekt und die gleiche Behandlung wie
weiße Menschen – nach 400 Jahren des Rassismus und der Ungleichheit.
Doch Rassismus ist kein US-amerikanisches Phänomen. Ebenso wenig wie der Kampf
für Gerechtigkeit und Gleichheit.
Am 19.06.2020 wurde ein guineischer Asylsuchender in Niedersachsen (Landkreis
Emsland) von der Polizei angeschossen und verstarb im Krankenhaus. Ein Tag zuvor
starb in Bremen ein Mensch aus Marokko durch Schüsse eines Polizisten. Diese
Fälle zeigen wie stark BIPoCs (1) auch in Deutschland von Polizeigewalt
betroffen/gefährdet sind.
Rassismus war die ideologische Grundlage für Sklaverei, Ausbeutung und
Misshandlung von Schwarzen Menschen durch weiße Europäer*innen. Jeden Tag
erfahren Schwarze, People of Color, Migrant*innen, Rom*nija und andere
Minderheiten in Europa Rassismus. Immer noch ist jede*r einzelne von ihnen durch
rassistische Gewalt gefährdet. Politische Institutionen sind vorwiegend weiß,
von wirklicher Repräsentation kann keine Rede sein. Europa muss sich mit seiner
kolonialen Vergangenheit befassen, in der jene kulturelle und
gesellschaftlichen Strukturen der Unterdrückung von Schwarzen und People of
Color entstanden sind, die noch heute wirksam sind und sich gerade auch in
Sachsen immer wieder in den unzähligen Angriffen gegen Schwarze und People of
Color zeigen, von denen die Ermordung von Marwa el-Sherbini im Gerichtssaal in
Dresden nur eine der schrecklichsten Taten ist. Die gesellschaftliche
Diskriminierung
offenbart sich auch in der weit verbreiteten, offenen Ablehnung von
Migrant*innen und Asylsuchenden in Sachsen sowie in der europäischen
Abschottungspolitik.
Der Kampf gegen Rassismus ist eine Aufgabe der Gesamtgesellschaft, nicht nur der
Betroffenen. Starke Demokratien lassen sich am besten am Umgang mit Minderheiten
erkennen. Unser Anspruch an die Demokratie muss sein, dass Schwarze Menschen,
People of Color und alle anderen gleich behandelt werden – durch Polizei,
Politik und Gesellschaft. Um strukturellen Rassismus bekämpfen zu können, müssen
wir alle Bereiche der Gesellschaft betrachten. Ausgrenzung und intersektionale
Unterdrückungstrukturen müssen wir erkennen und beseitigen, auch in der eigenen
Partei. Schwarze und People of Color müssen durch starke demokratische
Strukturen vor Gewalt und Anfeindungen geschützt werden, die auch die exzessive
Gewalt durch Polizeikräfte begrenzen. Die Verhinderung von rassistischer Gewalt
ist das absolute Minimum.
Rassismus ist jedoch keine Randerscheinung im rechten Milieu rund um Pegida und
Co., sondern wir alle sind rassistisch sozialisiert und tragen Stereotype in
uns. Deshalb braucht es eine kritische Auseinandersetzung mit weißen
Privilegien. Daneben sind Anerkennung, Chancengleichheit, Sichtbarkeit und
Teilhabe elementar für eine diverse Gesellschaft.
Als GRÜNE JUGEND Sachsen:
zeigen wir uns solidarisch mit der #BLACKLIVESMATTER-Bewegung und ihren
Protesten.
fordern wir die Kolonialgeschichte kritisch aufzuarbeiten und die immer
noch währende Unterdrückung von BIPoCs im Zuge echter
Gleichberechtigung zu beseitigen. Dies ist eine zentrale Voraussetzung
einer demokratischen und inklusiven Gesellschaft, die allen Menschen
gleiche Rechte garantiert.
erkennen wir die Folgen europäischer Kolonialgeschichte auf die
gesellschaftliche Realität heute an. Wir fordern einen Prozess der aktiven
Dekolonialisierung - auf den Straßen, in den Museen und in öffentlichen
Räumen. Eine Überprüfung von Straßennamen, Ausstellungsstücken von Museen
sowie Denkmälern und dergleichen im öffentlichen Raum
ist notwendig. Anschließend muss eine kritische Kontextualisierung
und/oder Beseitigung erfolgen.
fordern wir die Schaffung grundlegender Aufklärung und Bildungsarbeit über
Kolonialgeschichte, Dekolonialisierung und aktivem Anti-Rassismus in
Sachsen, inklusive:
Kritischer Lehre deutscher Kolonialgeschichte in den Schulen;
Lehre und Aufklärung über deutsche Migrationsgeschichte, denn Deutschland
ist ein Einwanderungsland;
Verpflichtenden mehrtägigen intersektionalen Antirassismustrainings für
Lehrer*innen im Referendariat, Ausbildung oder in Weiterbildungsmaßnahmen.
Explizit muss dabei auf anti-schwarzen, anti-semitischen und anti-
muslimischen Rassismus eingegangen werden;
ebensolche verpflichtende intersektionale Anti-Rassismustrainings für
Erzieher*innen, um eine anti-rassistische pädagogische Arbeit zu
gewährleisten, sowie Spielsachen die repräsentativ und inklusiv sind;
einer Aufarbeitung der eurozentristischen Gestaltung des Schulunterrichts,
insbesondere in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern und der
Einbeziehung anderer Perspektiven;
Verpflichtenden mehrtägigen Anti-Rassismustrainings für Schüler*innen,
z.B. in Form einer Projektwoche. Je nach Jahrgang kann sich theoretisch,
durch Reflexion der eigenen Privilegien und gesellschaftlichen
Unterdrückungsmechanismen, mit BIPoCs, Sachliteratur oder spielerisch mit
der Thematik auseinandergesetzt werden.
Aufklärung von Studierenden an sächsischen Hochschulen über
institutionellen und systematischen Rassismus gegen BIPOC*;
Behandlung von Quellen (z.B. Büchern) von BIPOC* im Literaturkanon des
Deutschunterricht, Geschichtsunterricht und anderen Fächern;
Schaffung einer hauptamtlichen AntidiskriminierungsstelleAnsprechperson (Sozialarbeiter*in) für Antidiskriminierungsfragen an allen
sächsischen Schulen und Hochschulen mit umfangreichen Kompetenzen, die vom
Freistaat Sachsen finanziert wird;
Wahl eine*r Vertreterin aus Studien- oder Schüler*innenschaft in die
Antidiskriminierungsstelle.
verlangen wir die langfristige Etablierung und Verstärkung verpflichtender
mehrtägiger Anti-Diskriminierungstrainings für Angestellte des Landes und
der Kommunen von externen Trägern, insbesondere Angestellte in Justiz,
Polizei, Versammlungsbehörden und Ordnungsämtern. Diese Anti-
Rassismustrainings sollten sich unter anderem mit Critical Whiteness und
Sensibilisierung im Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten
befassen.
fordern wir zusätzlich besondere Aufmerksamkeit für anti-muslimischen
Rassismus in der Anti-Rassismusarbeit - speziell in Sachsen ist Rassismus
gegen nicht-schwarze PoCs durch neu-rechte Bewegungen (wie Pegida) weit
verbreitet und muss bekämpft werden.(2)
sind wir der Meinung, dass dringende Maßnahmen ergriffen werden müssen, um
Diskriminierung in den Bereichen Wohnen, Bildung, Arbeitsmarkt und
Gesundheitsversorgung zu beenden und Chancengleichheit auch für
Migrant*innen und Asylbewerber*innen zu gewährleisten.
verlangen wir die explizite Ermutigung, Ansprache und Anstellung von BIPoC
in öffentlichen Stellenausschreibungen, auch durch community-orientierte
Recruiting-Prozesse. Wir fordern, dass dies bei allen
Einstellungsprozessen Standard wird.
fordern wir ein sofortiges Ende von Racial Profiling in behördlicher
Praxis.
verurteilen wir unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Polizei generell
und insbesondere gegenüber Demonstrant*innen, Vertreter*innen der Presse,
Santäter*innen, freiwilligen Helfer*innen und BIPoC.
fordern wir die zunehmende Militarisierung der Polizei, die auch in
Sachsen zu beobachten ist, rückgängig zu machen. Wir verurteilen den
unverhältnismäßigen Einsatz des Spezialeinsatzkommandos (SEK).
erwarten wir die konsequente Umsetzung des bestehenden Rechts zum Schutz
von BIPoC.
werden wir zivilgesellschaftliches antirassistisches Engagement
unterstützen und fordern progressive Akteure und das Land auf diese
finanziell zu unterstützen.
verpflichten wir uns, unser Verständnis innerhalb des Verbandes für
Rassismus, die Erfahrung von BIPoC, white privilege sowie anti-
muslimischem und anti-semitischem Rassismus in gezielter Bildungsarbeit zu
verschärfen, weiterzuentwickeln und dieses in unserer politischen Arbeit
auf allen Ebenen umzusetzen.
werden wir zusammen unsere eigenen Strukturen hinterfragen und verbessern.
Dazu beauftragen wir den Landesvorstand entsprechende Prozesse zu
initiieren und gemeinsam mit BIPoCs und Selbsvertretungsorganisationen
Maßnahmen umzusetzen, um unseren Verband auch für BIPoCs inklusiv zu
gestalten.
verpflichten wir uns mit diesem Beschluss zur Unterstützung des Kampfes
für Gerechtigkeit von BIPoCs und allen betroffenen Gruppen von
ungerechtfertigter Polizeigewalt.
(1) BIPoC steht für Black, Indigenious and People of Colour. Es ist eine
Selbstbezeichnung der Community und inkludiert alle nicht-weißen Gruppen, die
von der Erfahrung systematischen Rassismus betroffen sind.
(2) Informationshinweis der bpb: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-
content/uploads/2019/01/Flyer_GMF_Islam.pdf
Unterstützer*Innen:
Daniel Meißner, Charlotte Henke, Marc Schneider, Isabel Mossal, Edgar
Schlenstedt, Pauline Junk, Alic Nils Kröber, Pauline Grahlmann, Tom Fabian
Knebel, Ida Caspary, Carl-Niklas Lempert, Marilen Martin, Lukas Mosler, Jakob
Springfeld, Lucie Hammecke, Markus Lötzsch, Brid Johnen, Julius Altmiks,
Caroline Zeidler, Jonathan Diez, Juliane Wiedersberg, Nikolaus Gründahl, Fenja
Aey, Nora Schreiber, Lara Edtmüller, Pit Kulig, Lisa Stein
Der jetzige Vorschlag ist durch Personalmangel schwer umsetzbar.
14. entfällt dementsprechend
Kommentare